Bad selber fliesen oder lieber Fachmann beauftragen?
Text: C. W. (Fachredakteur) / Letzte Aktualisierung: 27.09.2023
Das Bad ist eine Nasszelle, in der falsch gelegte Fliesen und eine unzureichende Abdichtung zu massiven Feuchtigkeitsschäden führen. Ist es daher überhaupt ratsam, das Badezimmer selbst zu fliesen? Was gehört eigentlich dazu, wenn man das Bad selber fliesen möchte? Und wann sollte unbedingt ein Fachbetrieb beauftragt werden? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie in diesem Beitrag.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten brauche ich, um das Bad selber zu fliesen?
Ein handwerkliches Geschick ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt komplexe Arbeiten wie Fliesenverlegen durchführen zu können. Für ambitionierte Hobby-Handwerker sollte das kein Problem darstellen. Wer ein Bad fliesen möchte, braucht aber weitere Fähigkeiten. Nur so ist ein sicheres Arbeiten und ein zufriedenstellendes Ergebnis umsetzbar.
Sie benötigen ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Sie müssen Verlegemuster erstellen und komplizierte bauliche Besonderheiten wie Ecken und natürlich eingesetzte Badkeramiken berücksichtigen.
Sie müssen körperlich fit und belastbar sein. Fliesen bringen ein ordentliches Eigengewicht mit. Vor allem, wenn es um großformatige XXL-Fliesen geht, die derzeit im Trend liegen, ist Kraft gefragt. Einen Großteil der Zeit verbringen Sie in einer gebückten oder knienden Position, was den Gelenken und dem Rücken zusetzt.
Haben Sie einen Hang zum Perfektionismus? Perfekt! Beim Fliesen verlegen kommt es auf absolute Präzision an. Bereits kleine Unebenheiten und leicht schief gelegte Fliesen zerstören das Gesamtwerk und sind nur schwer zu reparieren. Geduld und ein gutes Auge sind jederzeit gefragt.
Natürliche helfen auch grundlegende Kenntnisse über Baustoffe. Das hilft u. a. dabei, den richtigen Fugenmörtel auszuwählen, der zum Fliesenkleber passt. Dieses Wissen können Sie sich aber anlesen. Oder lassen Sie sich einfach im Fachhandel vorab beraten.
Bad selbst fliesen: die Arbeitsschritte
Die nachfolgenden Schritte geben einen groben Überblick über die anfallenden Arbeiten. Dabei beschreiben wir die Vorgehensweise für eine selbst geflieste Wand im Bad.
Untergrund vorbereiten
Entfernen Sie zunächst die alten Fliesen. Klopfen Sie die Wand mit einem kleinen Hammer nach hohlen Stellen ab. Fliesen vor Hohlräumen lassen sich einfacher entfernen. Hammer und Meißel übernehmen die Arbeit. Für große Flächen eignet sich ein Stemmhammer.
Der darunterliegende Putz muss vollkommen tragfähig sein: Das heißt, er muss frei von Mörtelresten, Staub, Feuchtigkeit und Fett sein. Bürsten Sie die Wand kräftig mit einem festen Besen ab.
Decken Sie während der gesamten Arbeitsschritte die Badkeramiken ab. Auch eine Atemschutzmaske und Schutzbrille wird aufgrund der Staubentwicklung empfohlen.
Fläche glätten und Schäden ausbessern
Risse und andere Schäden an der Wand müssen ausgeglichen werden. Grundieren Sie dazu die Schadstelle großflächig mit einem Pinsel. Vermeiden Sie, dass sich Tropfen bilden. Lassen Sie die Grundierung vollständig trocknen. Anschließend rühren Sie die Spachtelmasse an, die noch einige Zeit reifen und anziehen muss. Halten Sie sich an die Herstellerangaben. Mit einem Spachtel tragen Sie die Masse auf und ziehen Sie glatt ab. Wieder muss die verspachtelte Stelle komplett austrocknen, bevor Sie die Arbeit fortsetzen.
Grundierung
Jetzt folgt die eigentliche Grundierung, die dafür sorgt, dass Fliesenkleber und Fliesen ordentlich haften. Für saugfähige Untergründe wie Zement und Gipsputz verwenden Sie einen Tiefengrund. Für nichtsaugende und sehr glatte Flächen wie Beton wird ein Haftgrund eingesetzt. Tragen Sie die nach Herstellerangaben verdünnte Grundierung großflächig (am besten mit einer Rolle) auf der gesamten Wand auf. Die Grundierung muss wieder vollständig trocknen.
Abdichten
Stellen und Bereiche, die besonders häufig Wasser ausgesetzt sind, müssen zusätzlich abgedichtet werden. Sonst staut sich Feuchtigkeit an, die zu Schimmelbildung führt. Dichten Sie diese Bereiche mit streichfähiger Abdichtung (Flüssigfolie) ab, und zwar: bis 30 cm oberhalb des Wasserlaufs in Duschen, Waschbecken und Wanne 20 cm oberhalb des Wasserlaufs, 20 cm seitlich von Wanne und Waschbecken und den kompletten Bereich unterhalb des Waschbeckens. Auch der Boden wird komplett abgedichtet. Die Abdichtung wird in zwei Schichten und mindestens 1 mm dick wandflächig aufgetragen.
Bringen Sie nach der ersten Schicht Dichtbänder an den Wand-Boden-Fugen und in Eckbereichen an. Um Rohrdurchführungen und Abläufe kommen Dichtmanschetten. Anschließend wird die zweite Schicht flüssige Abdichtung aufgetragen.
Fliesenkleber auftragen
Planen Sie mindestens eine 24-stündige Trocknungszeit ein, bevor Sie beginnen, den Fliesenkleber aufzutragen. Rühren Sie den Kleber nach Anleitung an und lassen Sie ihn reifen. Tragen Sie den Kleber mit einer Zahntraufel von unten nach oben 4 mm bis 8 mm dick auf. Anschließend wird der Fliesenkleber mit der gezahnten Seite der Kelle aufgekämmt. Beachten Sie dabei die korrekte Zahnung, die von der Kantenlänge der Fliese abhängt.
Fliesen anbringen
Drücken Sie die Fliesen von unten nach oben mit leicht schiebenden Bewegungen an. Mit einer Wasserwaage richten Sie die Fliesen aus. Vergewissern Sie sich, dass keine Hohlräume entstehen. Großformatige Fliesen sollten mit einer zusätzlichen Schicht Fliesenkleber auf der Rückseite der Fliese angedrückt werden. Die Stege der Kämmung sollten sich dabei kreuzen. Setzen Sie dann Fugenkreuze in der gewünschten Fugenbreite ein. Abschließend werden diese wieder entfernt. Mit einem Fliesenschneiden schneiden Sie gerade Kanten für Abschlussfliesen. Erst die glasierte Seite anritzen, dann an der Bruchstelle brechen. Für runde Aussparungen, z. B. an Rohren, verwenden Sie eine Fliesenlochzange.
Verfugen
Der Fugenmörtel wird aufgetragen, wenn der Fliesenkleber vollständig ausgetrocknet ist. Achten Sie darauf, Mörtel zu verwenden, der zum Kleber passt. Verteilen Sie den Fliesenmörtel diagonal mit einem Fugbrett und ziehen Sie ihn glatt ab. Achtung: Dehnungs- und Abschlussfugen dürfen keinesfalls mit Mörtel verunreinigt werden! Ist der Mörtel getrocknet, säubern Sie die Flächen wieder diagonal zu den Fugen mit einem Schwammbrett. Mit einem trockenen Tuch werden die Fliesen aufpoliert.
Abschluss- und Dehnungsfugen abdichten
Rand- und Abschlussfugen werden mit einem dauerelastischen Dichtstoff, z. B. Silikon, versehen. Mit einem nassen Finger ziehen Sie die Fugen abschließend glatt ab (Handschuhe tragen!).
Bad selber fliesen - Dieses Material und Werkzeug benötigen Sie:
- Schutzkleidung: Arbeitskleidung, Handschuhe, ggf. Atemschutzmaske und Schutzbrille
- ggf. Spachtelmasse, um Unebenheiten und Risse in der Wand auszugleichen
- Grundierung
- Streichfähige Abdichtung (Flüssigfolie)
- Dichtband und Dichtmanschetten
- Zahntraufel und Spachtelkelle
- Fliesenkleber
- Fliesen
- Fliesenhammer
- Fliesenschneider und Fliesenlochzange
- Fugenmörtel
- Fugbrett und Schwammbrett
- Dauerelastischer Dichtstoff und Auspresspistole
Was kostet ein professioneller Fliesenleger?
Der Preis für ein komplett gefliestes Bad hängt von der Quadratmeterzahl, den Fliesen, dem Aufwand des Verlegemusters und zahlreichen weiteren Faktoren ab. Alle Kosten sind daher Richtwerte und dienen ausschließlich der Orientierung.
- Fliesen verlegen ca. 60 bis 90 EUR pro m²
- Spachteln / Grundieren ca. 10 EUR pro m²
- Fliesenzuschnitt ca. 10 EUR pro m²
- Silikonfugen ca. 2 EUR pro m
- Alte Fliesen entfernen und entsorgen ca. 25 EUR pro m²
Hinzu kommen Kosten für Material, Sonderwünsche und natürlich regionale Faktoren wie Anfahrt und Ort. Holen Sie sich am besten mehrere Angebote verschiedener Firmen ein und vergleichen Sie.
Tipp: Wenn Sie bereits Vorarbeiten leisten, z. B. die alten Fliesen entfernen, reduzieren sich die Kosten für einen Fliesenleger.
Häufige Fehler beim Fliesen
- Unzureichende Planung der Arbeitsschritte und Verlegemuster
- Zu große Fläche Fliesenkleber, der dann austrocknet (maximal 1,5 qm auf einmal fliesen)
- Trocknungszeiten nicht einhalten
- Fehlende Dehnungs- und Bewegungsfugen, die zu Spannungen und Schäden führen
- Hohlräume unter den Fliesen
Kalkulieren Sie stets 10 % mehr Fliesenmaterial ein. Darin enthalten sind Bruch und Verlust, die beim Fliesenschneiden entstehen. Heben Sie zudem einige Fliesen für spätere Reparaturen als Ersatz auf.
Wann ein professioneller Fliesenleger Sinn ergibt
Ein professioneller Fliesenbetrieb ist so gut wie in jedem Fall die bessere Wahl. Die Fehlerquellen sind gerade beim Boden und Wand fliesen enorm hoch. Handelt es sich um einfache Flächen, können Sie natürlich auch selbst Hand anlegen. Ideal ist es, wenn Sie von erfahrenen Freunden oder Familienangehörigen Unterstützung erhalten. In allen anderen Fällen sollten Sie sich genau überlegen, ob nicht doch lieber ein Profi das Projekt übernimmt. Zwar ist er zunächst teurer, kann aber die Arbeit und die Materialmenge besser abschätzen. Zudem bringt er professionelles Equipment mit, was Sie nicht zusätzlich kaufen oder leihen müssen - das spart Zeit, Geld und Nerven.
Nach Abschluss der Arbeiten sollten Sie die Fliesen reinigen.
Weiterführende Informationen und Quellen:
- Tolle Ideen zur Badgestaltung gibt es beim Deutschen Fliesenhersteller Villeroy & Boch
https://www.villeroy-boch.de/bad-und-wellness/inspiration/badgestaltung.html - Welchen Fliesenkleber am besten für Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit wie zum Beispiel Bäder verwenden?
https://www.pattex.de/de/ratgeber/produktratgeber/fliesenkleber-fuer-innen-und-aussen-das-muessen-sie-wissen.html - Der Bundesverband Keramische Fliesen e.V. informiert über die Wandgestaltung mit Fliesen https://www.fliesenverband.de/wandgestaltung-mit-fliesen/
- Tipps zur Badreinigung nach der Renovierung!