Private Rechtsschutzversicherung - Finanzielle Sicherheit bei Rechtsstreitigkeiten

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 23.10.2023

Rechtsschutzversicherung
Wer braucht eine Rechtsschutzversicherung? - Symbolbild: © MQ-Illustrations - stock.adobe. com

Ob Meinungsverschiedenheit mit dem Vermieter, Konflikt am Arbeitsplatz oder Zwischenfall im Straßenverkehr - im Alltag gibt es immer wieder Situationen, die zu einer rechtlichen Auseinandersetzung führen können. Doch ein Rechtsstreit vor Gericht kann schnell teuer werden, insbesondere dann, wenn es zu einem für Sie ungünstigen Urteil kommt. Denn zu den Kosten für den eigenen Anwalt und den Gerichtsgebühren gesellen sich dann auch noch die Rechtskosten der Gegenseite.

Für Fälle wie diese bietet eine Rechtsschutzversicherung eine wertvolle Absicherung. Sie hilft Ihnen, das finanzielle Risiko bei rechtlichen Streitigkeiten zu minimieren. So können Sie Ihr gutes Recht verteidigen, ohne sich Sorgen um die Kosten machen zu müssen. Lesen Sie in unserem Ratgeber, für wen eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll ist, welche Bereiche sie abdeckt und welche Kosten sie übernimmt.

Was ist eine Rechtsschutzversicherung?

Wie mit einer Kfz-, Haftpflichtversicherung oder Hausratversicherung sichern Sie sich auch mit einer Rechtsschutzversicherung gegen bestimmte Risiken ab. In diesem Fall sind das finanzielle Risiken, die mit Rechtsstreitigkeiten einhergehen. Ohne Rechtsschutz können Auseinandersetzungen vor Gericht enorme Kosten verursachen und sogar existenzbedrohend sein. Viele Menschen verzichten deshalb auf die Durchsetzung ihres Rechts. Hier setzt die Rechtsschutzversicherung an: Sie trägt die Kosten, die bei einem Rechtsstreit entstehen. So können Sie Ihre rechtlichen Interessen ohne unüberschaubares Kostenrisiko durchsetzen und müssen auch dann nicht mit einer teuren Überraschung rechnen, wenn Sie ein Gerichtsverfahren verlieren sollten.

Rechtsschutzversicherung - diese Bereiche die Versicherung ab

In welchen Fällen Sie eine Rechtsschutzversicherung in Anspruch nehmen können, hängt von der individuellen Vertragsgestaltung ab. Viele Versicherer wie ADAC, Arag, Ergo oder Roland arbeiten nach dem Baukastenprinzip. Das bedeutet, dass Sie sich Ihre Rechtsschutz individuell nach Ihren Bedürfnissen zusammenstellen können.

Als Basis bieten die Versicherer meist vier Grundpakete für die Bereiche Privat, Beruf, Wohnen und Verkehr an. Diese decken rechtliche Auseinandersetzungen im privaten Umfeld, im Arbeitsleben und mit Vermietern sowie juristische Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr (z. B. Unfälle oder Bußgeldbescheide) ab. Bei Bedarf lassen sich diese Grundpakete um weitere Bereiche ergänzen.

Einige Versicherungen bieten zum Beispiel ergänzend einen Strafrechtsschutz an. Dieser steht für Sie ein, wenn Sie als Versicherungsnehmer einer (fahrlässigen oder unbewusst begangenen) Straftat verdächtigt werden. Auch separat bzw. ergänzend buchbar ist bei vielen Anbietern der Internetrechtsschutz. Dieser zahlt zum Beispiel, wenn Sie aufgrund eines Missbrauchs Ihrer Kreditkarte auf Schadensersatz verklagt werden. Weitere Bereiche, die sich separat absichern lassen, sind:

  • Unterhaltsrechtsschutz: Deckt die Kosten bei gerichtlichen und außergerichtlichen Auseinandersetzungen bei Unterhaltsstreitigkeiten ab.
  • Ehe-Rechtsschutz: Kommt für die Rechtskosten für Beratung, Anwalt, Gericht, etc. im Zusammenhang mit einer Scheidung auf.
  • Vermieterrechtsschutz: Bietet finanzielle Unterstützung bei rechtlichen Streitigkeiten mit Mietern, Mietnomaden, etc.

Achtung:
Die Leistungen der einzelnen Versicherer unterschieden sich erheblich voneinander. So schließen beispielweise einige Assekuranzen Ehestreitigkeiten in ihrem Privatrechtsschutz ein, andere hingegen ausdrücklich aus. Achten Sie daher vor dem Abschluss einer Rechtsschutzversicherung genau darauf, ob die für Sie relevanten Rechtsgebiete im Vertrag enthalten sind.

Was zahlt die private Rechtsschutzversicherung?

Kommt es zum Streitfall, stellt sich natürlich die Frage: Welche Kosten übernimmt die Rechtsschutzversicherung? Auch hier lässt sich keine pauschale Aussage treffen, da die genauen Leistungen vom Anbieter und Vertrag abhängen. In der Regel kommen die Versicherer jedoch für die folgenden Kosten auf:

  • Anwaltskosten: Wenn Sie in einer Rechtssache eine Beratung durch einen Anwalt benötigen und dieser Sie gegebenenfalls auch außergerichtlich bzw. gerichtlich vertreten soll, trägt die Rechtsschutzversicherung die Kosten dafür.
  • Gerichtskosten: Kommt es in Ihrem Fall zu einem Gerichtsverfahren, übernimmt die Versicherung alle damit verbundenen Kosten und Gebühren.
  • Kosten für Zeugen und Sachverständige: Wenn für Ihren Fall Zeugen gehört oder Gutachten angefertigt werden müssen, übernimmt die Rechtsschutzversicherung die Kosten dafür.
  • Gegnerische Kosten: Wenn Sie einen Prozess verlieren und die Rechtskosten des Gegners tragen müssen, übernimmt die Versicherung diese bis zu einem vertraglich vereinbarten Höchstbetrag.
  • Kosten für notwendige Reisen: Entstehen Ihnen oder Ihrem Anwalt Reisekosten (z. B. weil das Gericht weit entfernt ist oder der Spezialanwalt in einer anderen Stadt wohnt), werden diese von der Versicherung übernommen.

Neben diesen Kosten übernehmen die meisten Rechtsschutzversicherungen auch die Kosten für eine sogenannte Mediation. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur außergerichtlichen Konfliktlösung, bei der ein unabhängiger Mediator versucht, eine Einigung zwischen den streitenden Parteien herbeizuführen. Gerade in Zeiten stark überforderter Gerichte ist eine Mediation oft die schnellere und günstigere Lösung.

Verkehrsrechtsschutz
Für Autofahrrer kann eine Verkehrsrechtsschutz sinnvoll sein. - Symbolbild: © Studio Romantic - stock.adobe. com

Auf die vertraglich vereinbarten Höchstsummen achten

Nahezu alle Versicherer haben in Ihren Versicherungsbedingungen Höchstsummen für einzelne Rechtsbereiche festgelegt. Dabei handelt es sich um Höchstgrenzen, bis zu denen die Versicherung in einem Streitfall leistet. Meistens liegen diese zwischen 100.000 und 350.000 Euro pro Fall. Im Einzelfall können die Kosten jedoch höher sein. Daher ist es ratsam, einen Vertrag mit einer Deckungssumme von mindestens 300.000 Euro, besser aber noch ohne Begrenzung der Deckung zu wählen.

Was hat es mit der Deckungszusage auf sich?

Bei Ihnen bahnt sich eine rechtliche Auseinandersetzung an und Sie möchten Ihre Rechtsschutzversicherung zur Kostendeckung in Anspruch nehmen? Bevor Sie den ersten Schritt machen, sollten Sie zunächst die Deckungszusage Ihres Versicherers einholen. Dabei handelt es sich um die Bestätigung, dass dieser die Kosten für den Rechtsstreit übernimmt. Die Anfrage können Sie wahlweise selbst oder - wie es üblich ist - über den Rechtsanwalt stellen, der Sie vertreten soll.

In der Regel prüft der Versicherer vor der Erteilung einer Deckungszusage genau, ob der konkrete Fall versichert ist und wie die Erfolgsaussichten sind. Sind die Chancen sehr gering, lehnen viele Versicherer eine Deckungszusage ab. Bei einer Ablehnung der Übernahme haben Sie immer noch die Möglichkeit, sich an den Ombudsmann für Versicherungen zu wenden. Gibt die Versicherung Ihnen bzw. Ihrem Anwalt grünes Licht, kann dieser aktiv werden, ohne dass Sie dafür in Vorleistung gehen oder zu einem späteren Zeitpunkt mit Kosten für Ihre Vertretung rechnen müssen.

Wichtig:
Deckungszusagen gelten in der Regel zunächst für das außergerichtliche Verfahren oder die erste Instanz. Verlieren Sie z. B. in erster Instanz, müssen Sie sich eine erneute Deckungszusage für die zweite Instanz einholen.

Gut zu wissen:
Hat der Versicherer einmal eine Deckungszusage erteilt, kann er diese nicht wieder zurückziehen. Einzige Ausnahme: Es stellt sich nachträglich heraus, dass falsche Angaben gemacht wurden.

In welchen Fällen zahlt die Rechtsschutzversicherung nicht?

Auch wenn die Rechtsschutzversicherung in vielen rechtlichen Angelegenheiten finanzielle Unterstützung bietet, gibt es auch Fälle, in denen der Versicherungsschutz nicht greift. Ganz oben auf dieser Liste stehen Rechtskosten, die im Zusammenhang mit vorsätzlich begangenen Straftraten stehen. Darüber hinaus schließen die meisten Versicherer eine Kostenübernahme aus, wenn

  • die Rechtsstreitigkeiten vor Abschluss des Versicherungsvertrags entstanden sind (Beispiel: Sie hatten vor Abschluss des Vertrags einen Verkehrsunfall und beantragen nun die Übernahme der Kosten für das Gerichtsverfahren).
  • die vertraglich vereinbarte Wartezeit noch nicht abgelaufen ist. Diese beträgt in der Regel drei Monate nach Vertragsabschluss. Je nach Versicherer kann die Wartezeit aber auch länger sein oder komplett entfallen.
  • die Rechtsschutzversicherung selbst Ihr Streitgegner ist. In diesem Fall schließen die meisten Versicherer eine Übernahme der Rechtskosten aus.
  • die vertraglich vereinbarte Höchstsumme erreicht ist. Ist das der Fall, müssen Sie die Differenz aus eigener Tasche finanzieren.
  • das jeweilige Rechtsgebiet in den Vertragsbedingungen ausgeschlossen ist (z. B. schließen viele Versicherer Streitigkeiten wegen Urheberrecht aus).

Tipp:
Informieren Sie sich vor Abschluss einer private Rechtsschutzversicherung genau über die Ausschlüsse und fragen Sie bei Unklarheiten direkt beim Versicherer nach.

Für wen ist eine private Rechtsschutzversicherung sinnvoll?

Die Frage, ob der Abschluss einer private Rechtsschutzversicherung für Sie sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt von Ihren individuellen Lebensumständen ab. Wenn Sie über einen Rechtsschutz nachdenken, sollten Sie zunächst überlegen, in welchen Bereichen es zu Streitigkeiten kommen könnte. Wohnen Sie zum Beispiel zur Miete? In diesem Fall könnte der Abschluss einer Mietrechtsschutzversicherung sinnvoll sein. Pendeln Sie täglich mit dem Auto zum Arbeitsplatz oder reizen Sie in Ihrer Freizeit gerne mal die Geschwindigkeitsbegrenzungen aus? Hier könnten Sie sich mit einem Verkehrsrechtsschutz vor möglichen Rechtskosten schützen.

Private Rechtsschutzversicherung
Prüfen Sie genau für welche Bereiche Sie eine private Rechtsschutzversicherung benötigen! - Symbolbild: © Jirapong - stock.adobe. com

Ebenfalls sinnvoll kann eine Rechtsschutzversicherung sein, wenn das Verhältnis zu Ihren Nachbarn angespannt ist, Sie gerne online shoppen oder Sie einen unsicheren Job haben und eine Kündigung oder andere Probleme mit Ihrem Arbeitgeber (z. B. nachteiliges Arbeitszeugnis, unerwünschte Versetzung) befürchten. Wenn Sie sich unsicher sind, in welchen Bereichen Sie eine Rechtsschutzversicherung benötigen, kann eine Beratung durch einen unabhängigen Versicherungsexperten hilfreich sein.

Tipp:
Wenn Sie eine Rechtsschutzversicherung abschließen möchten, Ihnen die Kosten dafür aber zu hoch sind, bietet sich evtl. ein Vertrag mit Selbstbeteiligung an. Diese kann zwischen 150 Euro und 1.000 Euro pro Rechtsstreit betragen und führt zu einer günstigeren Prämie. Verträge ohne Selbstbeteiligung sind heute selten.

Wichtig: Doppelversicherung vermeiden

Eine Doppelversicherung kann in verschiedenen Fällen vorliegen. Zum Beispiel dann, wenn Sie und Ihr mitversicherter Partner über jeweils einen eigenen Vertrag verfügen oder Sie zusätzlich zu einem umfassenden Rechtsschutzvertrag noch eine separate Versicherung für Verkehrsrechtsschutz abschließen. Beide Fälle würden zu einer unzulässigen Doppelversicherung führen. Im ungünstigsten Fall kann diese zu einem Verlust des Versicherungsschutzes führen.

Oftmals liegt unbewusst eine Doppelversicherung vor. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn Sie Mitglied im Mieterbund sind. Denn Teil Ihrer Mitgliedschaft ist eine Mietrechtsschutzversicherung. Überlappt sich diese mit einem weiteren Vertrag, der Mietrecht absichert, führt das zu einer doppelten Versicherung. Ebenso verhält es sich, wenn Sie eine Verkehrsrechtsschutzversicherung über einen Automobilclub besitzen und einen weiteren Rechtsschutzvertrag mit Verkehrsrecht abschließen.

Tipp:
Prüfen Sie vor Abschluss einer Rechtsschutzversicherung genau, ob eventuell eine Doppelversicherung vorliegt. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie auch die Hilfe eines Versicherungsexperten in Anspruch nehmen. Sollten Sie erst nachträglich feststellen, dass Sie doppelt versichert sind, ist Offenheit gegenüber dem Versicherer bzw. in diesem Fall beiden betroffenen Versicherungen die beste Lösung.

Die wichtigsten Fakten zur Rechtsschutzversicherung auf einen Blick für Sie zusammengefasst:

  • Eine Rechtsschutzversicherung bietet finanzielle Unterstützung bei rechtlichen Auseinandersetzungen, indem Sie u.a. Anwalts- und Gerichtskosten trägt.
  • Der Abschluss lohnt sich, wenn Sie ein erhöhtes Risiko für rechtliche Auseinandersetzungen haben (z.B. als Pendler oder Mieter).
  • Je nach Vertrag deckt die Versicherung verschiedene Rechtsbereiche ab, wie zum Beispiel Arbeitsrecht, Mietrecht oder auch Verkehrsrecht.
  • Als Versicherungsnehmer können Sie Ihren Schutz individualisieren, indem Sie Bereiche hinzunehmen, in denen Sie sich besonders gefährdet sehen.
  • Kommt es zum Rechtsstreit, ist es wichtig, dass Sie sich zunächst die feste Deckungszusage des Versicherers einholen.
  • Erteilt der Versicherer die Deckungszusage, können Sie sicher sein, dass er die Kosten für Anwalt, Gericht, Zeugen, Sachverständige, etc. übernimmt.
  • Die Kostenübernahme ist durch die vertraglich vereinbarte Höchstsumme begrenzt (z. B. 300.000 Euro pro Fall).
  • Beachten Sie immer die Wartezeiten des Versicherers. Meist betragen diese 3 Monate, in manchen Fällen sind sie auch länger oder entfallen.
  • Bedenken Sie auch, dass die Rechtsschutzversicherung nur in Fällen zahlt, die nach Vertragsschluss entstanden sind.

Bitte beachten Sie: Alle Angaben ohne Gewähr! Lassen Sie sich im Zweifel von Ihrer Versicherung oder einem Rechtsanwalt beraten!

Quellenangaben und weiterführende Informationen:

Finanzen im Blick